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Farbenfrohe und schrille Bilder von Gay Prides im Fernsehen, Diskussionen rund um Gesetzte, welche die Homoehe ermöglichen, keine Fernsehserie ohne den Quotenschwulen. Wird die Gesellschaft wirklich immer toleranter in dieser Frage? Die Jugendlichen von heute haben dank dem Internet Zugriff auf alle möglichen Informationen, haben aber trotzdem immer noch oft Mühe ihren Weg zu finden. Stigmatisierung, kulturelle und traditionelle Einflüsse in der Erziehung spielen sicher eine Rolle. Gerade Schulen oder Sportvereinen kommt eine grosse Verantwortung zu, die sie nicht immer so wahrnehmen, wie sie sollten. Cybermobbing, Ausschluss und Gewalt sind eine harte Realität. Welche Konzepte und Angebote gibt es, um dieser Situation zu begegnen?

„Schwule Sau“ oder „das ist so schwul“ sind die meistbenutzten Schimpfwörter auf Pausenhöfen im deutschen Sprachraum. Die Suizidversuchsrate liegt bei homosexuellen Jugendlichen bei unglaublich hohen 25%. Rund 50% geben an, Gewalt ausgesetzt zu sein.

Während es erwachsenen und gesellschaftlich emanzipierten Homosexuellen möglich ist, ein weitgehend normales und repressionsfreies Leben zu führen, ist dasselbe für Jugendliche im Adolesenzalter immer noch sehr schwierig. Die Aufklärung in Bildung und Lehre ist vielerorts immer noch nur auf Biologie beschränkt. Im Lehrplan 21 gibt es leider nun doch keine verbindlichen Vorgaben, in der Ausbildung zur Lehrkraft ist die Diskussion dieses Themas im Plenum nur auf persönlichen Wunsch hin möglich. Während früher die Jugendlichen ihre sexuelle Bildung dank BRAVO mehr oder weniger aus geschützten Quellen hatten bzw. selber ausprobieren mussten, sind sie heute der schieren Überforderung des Internets ausgesetzt. Pornos, Missbrauch, Cybermobbing, soziale Netzwerke, Dating-Apps usw. Dazu wachsen die meisten Kinder in heteronormativen Familien auf, was schon per se keine Mitgabe persönlicher Erfahrung ermöglicht beziehungsweise sind Eltern meist schlecht bis gar nicht sensibilisiert, dass auch ihr Nachwuchs betroffen sein könnte. Diese Eltern sind im besten Falle klassische Digital- Imigrants und sind meistens nicht in der Lage, ihrem Nachwuchs den Umgang mit den modernen Medien und deren Vernetzung/Interaktivität zu zeigen – oft ist es sogar umgekehrt.

Auf der anderen Seite kann man anführen, dass die langsame Öffnung der Gesellschaft gegenüber der Homosexualität, die mediale Diskussion und Verarbeitung sowie die politischen Vorstösse bezüglich dieses Themas für Betroffene und deren Peers sicher einen erweiterten Zugang zum Thema bietet. Es ist nicht mehr ein Tabuthema darüber zu sprechen. Das Internet hat auch seine guten Seiten, ermöglicht es doch auch Prävention und Aufklärung auf eine einfache und für jeden zugängliche Art anzubieten. Darum gibt es eine Vielzahl von Angeboten die von öffentlich finanzierten Beratungsstellen (in jedem Kanton unterschiedlich ausgeprägt), Organisationen (Pink Cross als nationaler Verband) über nicht genauer definierte Quellen zu Angeboten von Betroffenen für Betroffene reicht.

Das Problem ist, das diese Angebote nur schlecht vernetzt sind und die Übersicht komplett fehlt. Es gibt wirklich viele Organisationen, die oft sogar dieselbe Hilfe und Angebote parallel anbieten sich aber auch auf einzelne Problemaspekte spezialisiert haben. Manche verweisen gegenseitig auf sich, manche nicht. Manche sind gut und interaktiv, manche reine Alibiübungen lokaler Politik. Es gibt auch Organisationen, die Partikularinteressen verfolgen und nicht das Wohl der betroffenen Schutzbedürftigen im Sinne haben. Dazu zählen extreme religiöse oder ideologische Angebote, die vordergründig vernünftig argumentieren und Hilfe anbieten, jedoch als extrem und ungeeignet angesehen werden müssen (Umpolungstherapien usw.). Wenn man bei Google sucht, erhält man fast täglich unterschiedliche Antworten und viele Antworten, die unseriös, gefährlich oder zumindest unnütz sind oder man landet bei Angeboten, die geografisch nicht erreichbar bzw. für den Nutzer die nicht zugänglich sind (Angebote anderer Länder etwa). So komisch wie es klingen mag, ein quasi „Branchenverzeichnis“ für Hilfe in Not oder in stark beanspruchenden Situationen soll hier mehr Sicherheit bieten und die Überforderung all die Informationen einer Suchmaschine bzw. der verschiedenen Angebotsseiten bewerten zu müssen zumindest abschwächen.

Die Idee dieser Seite ist nicht, etwas zu ersetzten oder zu kopieren, sondern die bestehenden Angebote besser zugänglich zu machen. Junge Menschen in einer Notsituation brauchen rasch Hilfe und verfügen noch nicht über eine ausgeprägte Medienkompetenz. Sie sollen jedoch sehen, dass es verschiedene Optionen gibt und das sie sogar wählen können, welche Unterstützung oder Information denn für sie richtig ist. Auch Betroffene, die erstmal nur Fragen haben, sollen an einem geschützten Ort mit niedriger Zugangsschwelle die richtigen und qualitativ guten Angebote finden können. Genau gleich wie sich alle Unternehmen Gedanken machen, wie ihr Angebot noch einfacher und schneller zugänglich gemacht werden könnte, möchten wir einen Wegweiser zu den richtigen Hilfsangeboten schaffen.